Luther-Oratorium

Luther Oratorium (Teil 1)

Martin Luther

„Durch päpstliche Bulle wurde Martin Luther mit dem Bann belegt. Vor Verhängung der Reichsacht befiehlt der Kaiser Martin Luther nach Worms, um vor den Fürsten des Reichstags seine ketzerischen Ansichten zu widerrufen. Er erhält freies Geleit und kaiserlichen Schutz vor Strafverfolgung. Alle Bücher und Schriften des Martin Luther sind sofort zu beschlagnahmen und zu vernichten.“ (aus dem Luther Oratorium, Text: Michael Kunze)

Mit rockiger E-Gitarre und dramatischen Synti-Klängen eröffnet das Luther Oratorium und versetzt uns sofort in zurück in das 16. Jahrhundert. Am 17. April des Jahres 1521 steht Martin Luther vor dem Reichtstag in Worms und wird zu seinen Thesen befragt. Kaiser Karl V., ein junger Typ von 21 Jahren, ist Vorsitzender des Reichstags. Aus seiner Sicht bedroht die Reformation die Einheit Europas und seinen universellen Machtanspruch. Und dann kommt ein Mönch aus Wittenberg und hebt mit seinen Thesen die damalige Welt aus den Angeln.

Das ist die historische Bühne, vor der die Geschichte spielt. Luthers Theologie wird in die Handlung eingearbeitet. Ein Song schaut zurück in Luthers Kindheit und Jugend. Der Thesenanschlag vom 31. Oktober 1517 (das ist das Datum, zu dem wir das 500jährige Reformationsjubiläum feiern) geht in einen Song ein. Historische und fiktive Personen binden die Geschichte zu einem spannenden Plot zusammen.

Das Libretto

Der Text ist von Michael Kunze (*1943), einem Librettisten, dessen Texte jeder kennt! Außer dem Luther Oratorium sind Musicals von ihm getextet worden (Elisabeth, Tanz der Vampire u.a.), englischsprachige Musicals übersetzt worden (A chorus line, König der Löwen, Der kleine Horrorladen u.a.).  Bevor er sich dem Musiktheater gewidmet hat, hatte er sich einen hervorragenden Ruf als Songtexter erworben. Er schrieb für Peter Maffey, Peter Alexander (Die kleine Kneipe), Jürgen Drews (Ein Bett im Kornfeld), Udo Jürgens (Griechischer Wein, Ich war noch niemals in New York) und für viele berühmte Sängerinnen und Sänger viele weitere berühmte Songs. Michael Kunze lebt mit seiner Frau in Hamburg.

Die Musik

Die Musik des Luther Oratoriums ist von Dieter Falk (*1959), der in der Musikszene über Deutschland hinaus durchaus einen Namen hat. Er ist extrem breit aufgestellt. Nach sechs Jahren Musikstudium in den Studiengängen Jazz, Kirchenmusik und Schulmusik an der Musikhochschule Köln – im Hauptfach Klavier, im Nebenfach Saxophon arbeitete er als Musiker und Produzent in Deutschland und den USA. Ab 1990 wurde er Produzent der Gruppe Pur, mit der er mehrmals die Spitzenposition der deutschen Verkaufslisten erreichte, darunter mit dem Millionenseller Abenteuerland.

Das Luther Oratorium ist seine zweite große Zusammenarbeit mit Michael Kunze. 2009 erschien als erstes gemeinsames Werk das Pop-Oratorium Die 10 Gebote.

Und wie ist die Musik? Musical-Rock-Pop. Hört am besten selbst:

Synthesizerklänge, Streicher und Rockband. Musicalsänger, ein riesiger Chor (aktuelle Anmeldezahlen für Hamburg: 1350 Sängerinnen und Sänger). Lichteffekte und Nebelmaschine. Das Video sagt mehr als viele Worte.

Der erste Song des Luther Oratoriums

Der erste Song fragt: Wer ist Luther? Die Frage wird in verschiedenen Sprachen gestellt und erhält – nun aber immer auf deutsch – vielfältige Antworten.

Das ist ganz ein Spiegel der damaligen Zeit. Als großer Denker und kraftvoller Initiator eines geistesgeschichtlichen Paradigmenwechsels war Luther für die einen der Befreier von falscher Theologie, die die Menschen knebelte, und für die anderen eine Bedrohung der bestehenden Ordnung.

Und auch, wenn Luther für die protestantische westliche Welt enorm viel bewirkt hat, so gibt es an seiner Lehre auch Aspekte, die man heute nicht mehr bejahen kann. Kunze deutet das bereits im Text des ersten Liedes des Luther Oratoriums an. Aber dazu vielleicht an späterer Stelle mehr.

Aber nun der Text von Michael Kunze, mit dem das Luther Oratorium eröffnet:

„Luther ist ein Mönch, der die Kirche kritisiert,
(das bekam noch keinem gut)
ein Zerstörer und ein Volksaufhetzer.
Nein, ein Theolog, der die Kurie attackiert.
Immerhin, der Mann hat Mut.
Luther gibt nie auf. Er steht absolut allein.
(Was er macht, das ist Verrat.)
Er ist ein Befreier. Nein, ein Ketzer.
Er ist unverschämt. Er ist absolut nicht fein.
Luther schaut dem Volk aufs Maul.
Er ist grob und rabiat.
Die Welt ist durch ihn nicht mehr wie vorher.
Er möchte, dass wir lernen selbst zu denken.

Luther ist voll Spott. Er ist stolz und rücksichtslos.
Auch im Zorn ist er grandios.
Wie man hört, ist er ein Feind der Juden.
Luther dient nur Gott. Er ist schon so gut wie tot.
Denn der Papst hat ihn verdammt.
Luther kommt nach Worms und muss vor dem Kaiser Knien.
vielleicht wird ihm dann verziehn.
Aber er muss widerrufen.
Ist er aber stur, ist er morgen vogelfrei,
und es ist mit ihm vorbei, will er seinen Kopf riskiern?“

(Text: Michael Kunze)

Als markante Melodie ist – allerdings nach Moll verfremdet – der Choral EG 341 „Nun freut euch, lieben Christen g’mein“ als Leitmotiv im ganzen Luther Oratorium präsent – und damit natürlich auch im Eingangschor. Text und Melodie stammen von Martin Luther selbst aus dem Jahr 1523. Das Lied ist eine Hymne und ein Kraftspender zur Standhaftigkeit im Glauben auch in schweren Zeiten. Ich füge unten noch den Text an. Strophe 7 bis 10 sind Jesus in den Mund gedichtete wörtliche Rede. Ein Text mit einer sehr großen Kraft!

EG 341 Nun freut euch, lieben Christen g’mein

1. Nun freut euch, lieben Christen g’mein,
und lasst uns fröhlich springen,
dass wir getrost und all in ein
mit Lust und Liebe singen,
was Gott an uns gewendet hat
und seine süße Wundertat;
gar teu’r hat er’s erworben.

2. Dem Teufel ich gefangen lag,
im Tod war ich verloren,
mein Sünd mich quälte Nacht und Tag,
darin ich war geboren.
Ich fiel auch immer tiefer drein,
es war kein Guts am Leben mein,
die Sünd hatt’ mich besessen.

3. Mein guten Werk, die galten nicht,
es war mit ihn’ verdorben;
der frei Will hasste Gotts Gericht,
er war zum Gutn erstorben;
die Angst mich zu verzweifeln trieb,
dass nichts denn Sterben bei mir blieb,
zur Höllen musst ich sinken.

4. Da jammert Gott in Ewigkeit
mein Elend übermaßen;
er dacht an sein Barmherzigkeit,
er wollt mir helfen lassen;
er wandt zu mir das Vaterherz,
es war bei ihm fürwahr kein Scherz,
er ließ’s sein Bestes kosten.

5. Er sprach zu seinem lieben Sohn:
»Die Zeit ist hier zu erbarmen;
fahr hin, meins Herzens werte Kron,
und sei das Heil dem Armen
und hilf ihm aus der Sünden Not,
erwürg für ihn den bittern Tod
und lass ihn mit dir leben.«

6. Der Sohn dem Vater g’horsam ward,
er kam zu mir auf Erden
von einer Jungfrau rein und zart;
er sollt mein Bruder werden.
Gar heimlich führt er sein Gewalt,
er ging in meiner armen G’stalt,
den Teufel wollt er fangen.

7. Er sprach zu mir: »Halt dich an mich,
es soll dir jetzt gelingen;
ich geb mich selber ganz für dich,
da will ich für dich ringen;
denn ich bin dein und du bist mein,
und wo ich bleib, da sollst du sein,
uns soll der Feind nicht scheiden.

8. Vergießen wird er mir mein Blut,
dazu mein Leben rauben;
das leid ich alles dir zugut,
das halt mit festem Glauben.
Den Tod verschlingt das Leben mein,
mein Unschuld trägt die Sünde dein,
da bist du selig worden.

9. Gen Himmel zu dem Vater mein
fahr ich von diesem Leben;
da will ich sein der Meister dein,
den Geist will ich dir geben,
der dich in Trübnis trösten soll
und lehren mich erkennen wohl
und in der Wahrheit leiten.

10. Was ich getan hab und gelehrt,
das sollst du tun und lehren,
damit das Reich Gotts werd gemehrt
zu Lob und seinen Ehren;
und hüt dich vor der Menschen Satz (Satzung, Lehre)
davon verdirbt der edle Schatz:
das lass ich dir zur Letze.«

Text und Melodie: Martin Luther 1523

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Der nächste Blogbeitrag, wieder zum Luther-Oratorium, erscheint am Montag morgen.

Und ansonsten sehen wir uns zur ersten Probe am Montag, 22. August, 19.30 Uhr im Gemeindehaus am Markt. Ich freue mich schon sehr!

Viele Grüße

Gudrun

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