Luther-Oratorium

Luther Oratorium (Teil 2)

Gewitter - Luther Oratorium

Liebe Sängerinnen, liebe Sänger,

heute möchte ich euch die Story des Luther Oratoriums weitererzählen. Wer den ersten Teil noch nicht gelesen hat, kann das hier schnell nachholen.

Und wer sich nicht ganz sicher ist, wie die Probentermine in dieser Woche geplant sind, hier sind sie in der Übersicht:

  • Mo., 22. August, 19.30 – 21.30 Uhr Kennenlernprobe (alle)
  • Di., 23. August, 19.30 – 20.30 Uhr Sopran 20.30 – 21.30 Uhr Alt
  • Do., 25. August, 19.30 – 20.30 Uhr Bass 20.30 – 21.30 Uhr Tenor

So geht die Story vom Luther Oratorium weiter

Im zweiten Lied „Am Anfang war das Wort“ gibt die ehemalige Schulfreundin Martin Luthers, Lara, eine Rückschau in Martins Kindheit. Lara ist eine fiktive Figur in diesem Musical. Weil um 1500 Frauen keine so große politische Rolle gespielt haben, ist das natürlich ein schöner Kunstgriff. So bekommt man eine Frau mehr in die Handlung und das Soloensemble hinein. Es komponiert sich auch einfach besser für gemischtes Ensemble  🙂

Lara erzählt, dass Martin einen strengen Vater hatte, der wohl auch seinen Sohn z.T. willkürlich verprügelt hat. Das ist doppelt relevant. Einerseits – so wird es im Luther Oratorium angedeutet – hatte Martin Angst vor seinem Vater. Andererseits wird das Bild des Vaters, der seine Kinder liebt und sich um sie kümmert, gerne auf Gott als unsern liebenden Vater übertragen. Dieses Bild ist natürlich schwierig, wenn man keinen liebenden Vater erlebt hat.

Im Luther Oratorium gibt es dann aber eine andere Weiterführung mit diesem Refrain:

Wird ein schwaches Kind geprügelt, duckt es sich sein ganzes Leben.
Doch ein starkes Kind wird ein Rebell.
(Text: Michael Kunze – Luther Oratorium)

Und so wird Luthers prügelnder Vater umgedeutet zu einer Art Charaktertrainingslager für Martin Luther. Denn die Frage bleibt, ob Luther vor dem Reichtstag in Worms widerrufen wird oder nicht. [Natürlich wissen wir, dass er nicht widerrufen wird. Das ist immer so ein Problem bei den christlichen Musicals oder den Hochfesten wie Weihnachten und Ostern. Wir können noch so versuchen, Spannung aufzubauen. Aber es wissen doch alle vorher, was passieren wird. Da ist uns Kirchenleuten wirklich jedes Fußballspiel der 2. Bundesliga um Spannung Meilen voraus.]

Der Song erzählt nun noch eine zweite Szene aus Luthers Leben: Luther hat bei einem Gewitter auf offenem Feld so starke Angst um sein Leben, dass er die Heilige Anna [die Mutter von Maria, also die Oma von Jesus] den Deal anbietet, wenn sie ihm hilft und ihn überleben lässt, dass er ins Kloster gehen wird.

So explizit wird das im Songtext nicht gesagt, und ich finde es auch bemerkenswert, dass Luther sich nicht direkt an Gott in seiner Not gewendet hat sondern an eine Heilige. Er ist eben auch ein Kind seiner Zeit  😉

Im Luther Oratorium wird der damals 21jährige Jurastudent vom Blitz getroffen und liegt daraufhin besinnungslos im Straßengraben. Im Traum hört er Musik. Und das ist eine Stelle, wegen der ich mich jetzt schon auf die Aufführung des Luther Oratoriums freuen. Der Chor singt im Kanon und auch a cappella diesen Text:

Am Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.

Diese Worte eröffnen das Johannes-Evangelium. Johannes bezieht sich dabei auf den Anfang des Alten Testaments, die Situation der Welt bevor Gott die Welt geschaffen hat. Das hat ganz schön Power!

Und während die Musik in einem himmlischen Fade-Out verklingt, schläft Luther sein Blitzschlag-Nickerchen im Straßengraben aus und – wie könnte es anders sein? – überlebt und wird Mönch.

Ich kann mir den Kommentar nicht verkneifen, aber das ist der Stoff, aus dem Helden gemacht sind. Egal wer, Harry Potter, Batmann oder Martin Luther. Es funktioniert so: Nach einer schweren Kindheit folgt ein singuläres Erlebnis des „Ganz-Unten-Seins“ oder „Fast-Sterbens“. Darauf hin hat der Held hat unsere volle Empathie und Sympathie. Und jemand, der so schlechte Voraussetzungen hat, wird dann etwas besonders Großes vollbringen. Wow! Das setzt Emotionen frei. Richtig großes Kino!!! Ich stehe total auf Heldenstories!!!

Bühne frei für Luther, unseren Held!

Nachspann

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Der nächste Blogbeitrag, wieder zum Luther Oratorium, aber auch mit einer Rückschau auf unsere erste Probenwoche, erscheint am Samstag morgen.

Und ansonsten sehen wir uns heute zur ersten Probe für das Luther Oratorium. Ich freue mich schon sehr!

Viele Grüße

Gudrun

2 Kommentare

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