Martin Luther

Martin Luther: 5 Aspekte seiner Theologie

Human rights

Liebe Sängerinnen und Sänger,

Martin Luther ist in unserem Oratorium ja der Held, der alles überstrahlt. Sein Gewissen ist stärker, als die Einschüchterungen der Kirche und des Kaisers. Trotzdem war er ein Kind seiner Zeit und ein profilierter Theologe. Es gibt natürlich Aspekte seiner Theologie, dich kritisch gesehen werden. Hier drei kritische und zwei positive Aspekt.

1. Martin Luther und der freie Wille

Der Humanismus, des prägende Figur Erasmus von Rotterdam ist, geht davon aus, dass der Mensch grundsätzlich einen freien Willen hat und daher für sein Handeln verantwortlich ist. Luther widerspricht dem in seiner Schrift „Über den unfreien Willen“.

Nun könnte man in dieser Frage ja einfach verschiedener Meinung sein. Allerdings sind die Auswirkungen auf das Gottes- und Menschenverständnis größer, als auf den ersten Blick ersichtlich.

Der „freie Wille“ befähigt den Menschen überhaupt erst dazu, Gottes Gebote zu befolgen und kann erst dadurch gut sein. Wozu Gebote, wenn kein freier Wille da wäre?

Luther sieht den Menschen in seinem Willen als unfrei – unfrei weil menschlich und schwach. Nur durch Gottes Gnade kann der Mensch gerecht werden und dadurch gut. Ein sehr demüter Ansatz.

Humanismus und Luther sind zeitlebens nicht zusammengekommen.

2. Martin Luther und die Juden

Ja, Luther war Antisemit. Um 1500 war die allgemeine Auffassung so, dass es nur eine Wahrheit geben kann. Wenn also das Christentum der wahre Glaube ist, kann das Judentum kein wahrer Glaube sein. Etwas konkreter ausgedrückt: Gott ist jetzt für die Christen da und nicht mehr für die Juden.

Trotzdem hat Martin Luther in seiner Schrift „Dass Jesus Christus ein geborener Jude sei“ von 1523 eine offensichtliche Tatsache gehypt, auf die damals die Allgemeinheit so noch nicht gekommen war.

Luther war für einen freundlichen Umgang mit Juden, letztlich aber mit dem Ziel der Christianisierung. Das hat allerdings nicht wie erhofft funktioniert. Enttäuscht ändert Luther 20 Jahre später seine Meinung und schreibt in „Von den Juden und ihren Lügen“ 1543 seine Ideen von Vertreibung und Diskriminierung. Dahinter steht das Bild, dass es in einem Staat nur eine Religion geben kann. Deutlicher möchte ich an dieser Stelle nicht werden.

3. Martin Luther und die Frauen

Mit der Reformation gab es einen Paradigmenwechsel bzgl. des Lebensstils. Das vorherige ideale Leben im Kloster und ohne Familie, Kinder und Sex – so zumindest die Theorie des Lebens im Kloster und als geistliche Männer und Frauen – wich dem Ideal der heterosexuellen Ehe mit Kindern. Luther argumentiert, dass der Sexualtrieb etwas natürliches und von Gott geschaffenes sei und man den nicht unterdrücken solle. Vergleiche mit anderen Grundbedürfnissen (z.B. Klo) wirken vielleicht unelegant, aber irgendwie auch wieder sympatisch direkt.

Der Vorteil für die Frauen war, dass die Rolle der Ehefrau nun eine christliche Berufung mit gesellschaftlicher Anerkennung wurde. Das klingt jetzt etwas nach spirituell-gesellschaftlicher Herdprämie, aber es war damals sicher ein wichtiger gesellschaftlicher Paradigmenwechsel.

4. Martin Luther und die Kinder

Jeder soll in der Heiligen Schrift lesen können! Die logische Folge dieses Ziels ist die flächendeckende Einführung der Volksschule für Jungen und Mächchen! Wow, wie cool! Das hat die Reformationsbewegung sehr pragmatisch umgesetzt und in den reformierten Landstrichen zu einem blühenden Volksschulwesen geführt.

5. Luther und die Obrigkeit

Luther sieht die Obrigkeit als von Gott eingesetzt. Sie hat damit auch verantwortliche Aufgaben (gegen Armut, für Bildung etc.). Allerdings gab es in den 1520 Jahren Bauernaufstände, die den reformatorischen Schwung nutzen wollten, um sich von Leibeigenschaft und anderen Nachteilen zu befreien. Luther hat klar Position gegen die Bauern bezogen, denn Aufstände seien ungehörig. Hierzu möchte ich den Abschnitt „Bauern“ auf Wikipedia empfehlen.

Nachspann

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Der nächste Blogbeitrag, weiter mit Spotlights auf Martin Luther und die Reformation, erscheint am Montag morgen.

Herzliche Einladung zu den Gottesdiensten am Sonntag morgen. In Niendorf werden die Konfirmanden vorgestellt. Schöne Musik gibt es dazu um 10 Uhr in der Kirche am Markt (Kammerchor) und um 11 Uhr in der Verheißungskirche (VivaVoices).

Und ansonsten sehen wir uns bei den Proben! Bis dann, viele Grüße

Gudrun

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