Martin Luther

Exkurs in die Theologie Martin Luthers

Luther benennt vier Prinzipien, die die Grundlage seiner Theologie bilden:

  1. sola scriptura (lateinisch für „allein durch die Schrift“)
  2. sola fide (lateinisch für „allein durch den Glauben“)
  3. sola gratia (lateinisch für „allein durch Gnade“)
  4. solus Christus (lateinisch für „allein Christus“)

Zu 1. Sola scripura

„Allein durch die Schrift“ wird die Heilsbotschaft unseres Gottes vermittelt und bedarf keiner Ergänzung durch kirchliche Überlieferungen.

Zu 2. Sola fide und Sola gratia

„Allein durch den Glauben“ und „allein durch Gnade“ bin ich gerecht vor Gott. Was hat es damit auf sich? Ich möchte etwas weiter ausholen.

Es geht um die Frage, unter welchen Voraussetzungen oder Bedingungen ein Mensch nach dem Tod in Gottes ewige Herrlichkeit eingeht oder in die ewige Verdammnis. Luther sagt, sola fide und sola gratia. Nur durch den Glauben und die Gnade Gottes sind wir vor Gott gerecht. Das ist „die Rechtfertigung aus der Gnade Gottes im Glauben an den erlösenden Tod und die Auferstehung Jesu Christi“ (Wikipedia). Im Unterschied dazu favorisiert die Reformation Calvins die Werkgerechtigkeit. „Sie steht für die Ansicht, man könne vor Gott gerechtfertigt sein, wenn man gute Werke tut.“ (Wikipedia)

Im Calvinismus hatte das zur Folge, dass wirtschaftlicher Erfolg u.a. als ein Indikator für einen guten Stand bei Gott angesehen wurde.

Natürlich habe ich mich erkundigt, damals war ich etwa 11 Jahre alt, ob es nicht einfach wäre. Wenn ich nur durch Glauben und Gottes Gnade schon vor Gott gerecht bin, also meinen Platz im Himmel sicher habe, dann brauche ich mich ja gar nicht mehr anstrengen, könnte böse sein etc. Dazu hat meine erste theologische Kompetenz damals, mein Vater, mir folgendes erklärt:

  1. Ja, das wäre möglich. Aber es gibt so eine Art „Bodensatz“ an nicht diskutablen Grundsätzen, die in den 10 Geboten beschrieben sind. Ist also nichts mit stehlen, morden etc.
  2. Wenn ich glaube, dann ist das so, dass ich Gott bzw. Jesus liebe. Und einer geliebten Person tut man nichts böses. Und man möchte auch nichts tun, was der Person nicht gefällt. Also lässt der gläubige Christ bereits von sich aus gerne und freiwillig alles weg, was nicht gottgefällig ist.
  3. Sternchenaufgabe 1: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst
    Wie dich selbst, so mein Vater, nicht mehr als dich selbst.
  4. Sternchenaufgabe 2 (nur für Leute, die es echt hardcore wollen): Lukas 18, 18-27. Die Gefahr des Reichtums. Oder auch bekannt als „Der reiche Jüngling“
    Und es fragte ihn ein Oberer und sprach: Guter Meister, was muss ich tun, damit ich das ewige Leben ererbe? Jesus aber sprach zu ihm: Was nennst du mich gut? Niemand ist gut als Gott allein. Du kennst die Gebote: »Du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht töten; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht falsch Zeugnis reden; du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren!« Er aber sprach: Das habe ich alles gehalten von Jugend auf. Als Jesus das hörte, sprach er zu ihm: Es fehlt dir noch eines. Verkaufe alles, was du hast, und gib’s den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben, und komm und folge mir nach! Als er das aber hörte, wurde er traurig; denn er war sehr reich. Als aber Jesus sah, dass er traurig geworden war, sprach er: Wie schwer kommen die Reichen in das Reich Gottes! Denn es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, als dass ein Reicher in das Reich Gottes komme. Da sprachen, die das hörten: Wer kann dann selig werden? Er aber sprach: Was bei den Menschen unmöglich ist, das ist bei Gott möglich.

Ich habe natürlich meinen Vater gefragt, ob das nicht ein Widerspruch wäre. Wenn ich Jesus physisch nachfolge, würde ich ja auch meine Eltern verlassen, die ich ja (4. Gebot) ehren soll. Das könne ich jawohl nicht so richtig, wenn ich weg wäre. Mein Vater meinte, eben weil das ja nicht jeder könnte, ist es auch die Sternchenaufgabe. Wer z.B. ins Kloster gehen würde, würde das so machen. Das wäre für die Familie zwar traurig, aber vor Gott ok.

Gemeinsam mit den Prinzipien sola fide („allein durch den Glauben“), sola gratia („allein durch Gnade“) und solus Christus („allein Christus“) bildet er die Grundsätze der Reformation.

Letzte Frage von Naseweiß Gudrun: Wenn ich Gott liebe und dann sowieso ein guter Mensch bin, dann ist das doch das gleiche wie die Werkgerechtigkeit? Warum dann der Unterschied?

Ich hatte einen Denkfehler darin, den mein Vater mir erklärte: Es gehe um die Motivation, die tiefste Ursache, warum ich ein guter Mensch bin. In der Rechtfertigungslehre Martin Luthers (gerecht aus Glaube und Gnade) ist es die Folge meines Glaubens, dass ich ein guter Mensch bin und damit auch den Kriterien der Calvinistischen Werkgerechtigkeit genüge. Angenommen –  aus Sicht der Werkgerechtigkeit – ich würde zwar ein bisschen glauben, aber eher auf Nummer Sicher gehen mit dem Himmelreich und deswegen gute Taten tun, dann wäre es so, also würde ich mir das Himmelreich erarbeiten, ertauschen oder erkaufen. Das ist natürlich eine Frage, was man glaubt. Aber wenn man das Himmelreich erarbeiten oder erkaufen könnte, kann wäre das mit dem Ablass vielleicht doch keine so schlechte Idee gewesen. Immerhin sind von den Einnahmen aus dem Ablasshandel ja doch auch einige gute Dinge entstanden. Herrliche, gottesverehrende Kirchen zum Beispiel.

Evtl. ist diese Argumentation nicht ganz auf dem Niveau von Theologieprofessoren. Aber sie war gut, um mir als Kind mit meinen Fragen eine Grundlage für meinen Glauben zu geben. Wenn so richtiger theologischer Quatsch dabei ist, hinterlasst bitte einen Kommentar, ich lerne gerne dazu!

Zu 4. Solus Christus

Hier, was Wikipedia dazu schreibt:

Die Formel solus Christus fasst einen theologischen Grundsatz der Reformation und der reformatorischen Theologie zusammen. Dieser Grundsatz lautet, dass Jesus Christusder alleinige Heilsmittler (1 Tim 2,5–6 u. a.) ist. Er allein habe durch seine Selbstopferung am Kreuz die Erlösung des sündigen, von Gott getrennten und somit todgeweihten Menschen erwirkt. Dieses reformatorische Prinzip spielt in der Auseinandersetzung mit der römischen Kirche (Heiligen- und Marienverehrung, Mitwirkung des Menschen am Heilswerk Gottes) eine große Rolle, weiter auch in der Auseinandersetzung mit Modeströmungen, mit Bibelkritik und Fundamentalismus.

Auch nach römisch-katholischem Verständnis ist allein das Opfer Christi die Ursache allen Heils, jedoch so, dass die Mitwirkung von Menschen dadurch nicht ausgeschlossen, sondern ermöglicht und ermächtigt wird.

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