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„Wir hatten ja nichts …“

Hallo ReJOYce,

beim Stimmprobentag und dem Lied „Love Is The Message“ kam immer meine Frage: „Und, habt ihr euch schonmal das Video angesehen?“

Ich meinte dieses Video:

Herrlich!!!! Diese Frisuren, die Klamotten, der Tanzstil… Als ich mir es das erste Mal angesehen habe, musste ich mich echt so weglachen.

ABER: Kaum jemand von euch hatte sich das schon angesehen.

Okay, meine nächste Frage in die Runde, ob jemand den Song noch von früher kennt. „Ja, der lief bestimmt im Radio. Irgendwie vom Hören“, war dann häufig die Antwort.

Ich bohre nochmal nach, ob man Auftritte dieser Band in Talkshows oder so gesehen habe. „Nein, das nicht. Woher sollten wir das kennen?“ Und dann wurde dieser, mittlerweile legendäre Satz gesagt:

„Wir hatten ja nichts!“

Herrlich!!!!

Und so war es wirklich. Ich krame ausführlich und tief in meinen Erinnerungen. Mein großer Bruder trug sein wöchentliches Taschengeld von 6 Deutsche Mark (irgendwie kommt es mir vor, als erzählte ich von einer anderen Zeitrechnung) wöchentlich in den Hifi-Laden seines Vertrauens, um dort die beste BASF-Kassette zu erstehen, die es für das Geld gab. Nach langen Recherchen in Fachzeitschriften übrigens. Es war die Zeit, in der man noch das Imperfekt benutzte.

Diese besondere heilige Kassette wurde dann jeden Mittwoch Abend bespielt. Eine Pop-Musik-Sendung im Radio genoss mit ihrer Auswahl das vollste Vertrauen meines Bruders. Kassette ins Gerät, Antenne in die bestmögliche Position, immer auf record drücken, wenn das nächste Lied kommt. Ja keinen wertvollen Kassettenplatz mit Moderationsgelaber vergeuden 😉

Meiner Schwester und mir war es in der Zeit verboten, sein Zimmer zu betreten. Es hätte einen Wackelkontakt am Kabel geben können oder die Antenne hätte sich verstellen können und würde ein Rauschen auf der Aufnahme verursachen. Diese Kassette, diese Aufnahme, dieser Moment waren heilig!

Und wurde dann ausführlich gehört, verliehen und sorgfältigst – in Schönschrift – beschriftet. Nach 3-4 Jahren war die Wand voll mit Regalen mit Kassetten. Und mein Bruder kannte alle auswendig, jedes Gitarrenriff, alle Texte.

„Wir hatten ja nichts!“

Okay, es war die Zeit vor Youtube. Ich hätte glaube ich Entzugserscheinungen, wenn ich dahin zurück müsste. Dieser unglaubliche Reichtum an Möglichkeiten ist der Hammer!

Also, nutzt diese Möglichkeit und schaut euch mal den Videoclip an. Denn heute ist es eher so:

„Wir haben ja alles!“

Und oft auch schon zu viel 😉

Liebe Grüße, Gudrun

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